Das Standardvorgehen in der Behandlung von Prostatakrebs ist, die ganze Prostata zu entfernen oder zu bestrahlen. Der medizinische Fortschritt der letzten Jahre führte zur Entwicklung der sogenannten fokalen Therapie als mögliche Alternativen zu Operation und Bestrahlung. Die fokale Therapie bei Prostatakrebs beschränkt sich nur auf den Teil der Prostata, der tatsächlich von einem behandlungsbedürftigen Tumor befallen ist. Gesundes Gewebe soll geschont und Nebenwirkungen dadurch reduziert werden.
Niedriges Risiko | Mittleres Risiko | Hohes Risiko | |
---|---|---|---|
PSA | <10 ng/ml | 10 bis 20 ng/ml | >20 ng/ml |
Gleason-Score | ≤6 | 7 | 8-10 |
Tumorstadium | T1 bis T2a | T2b | ≥T2c |
Diese Klassifizierung ermöglicht eine Aussage über die Prognose der Tumorerkrankung. Anhand des PSA-Wertes, der feingeweblichen Untersuchung (Gleason-Score, Tumoraggressivität) und des klinischen Stadiums der Erkrankung wird das Prostatakarzinom in drei Risikogruppen (niedriges, mittleres und hohes Risiko) eingeteilt (Tabelle 1). Diese sogenannte D’Amico Klassifikation ist eine wichtige Grundlage für den Therapieentscheid.
Die fokale Therapie des Prostatakarzinoms bietet nach gängiger Expertenmeinung (Tabelle 2) betroffenen Männern mit einem niedrigen bis mittleren Risiko eine Alternative zu den Standardbehandlungsoptionen wie aktiver Überwachung, Operation und Bestrahlung (vgl. Studien 2, 3 weiter unten).
Aktuell werden mehrere fokale Therapieverfahren zur organerhaltenden Therapie des Prostatakarzinoms angeboten. Die fokale Therapie mittels HIFU (Hochintensiver fokussierter Ultraschall) ist aktuell die am längsten und besten untersuchte Methode. Andere Verfahren sind die photodynamische vaskuläre Therapie der Prostata (VTP), die Kryotherapie und die irreversible Elektroporation (IRE). Prinzipiell können die fokalen Therapieoptionen in thermale (HIFU, Kryotherapie) und nicht-thermale Verfahren (IRE) unterteilt werden.
Es gibt bereits eine gute Datenlage zu Risiken, Nebenwirkungen und Tumorkontrolle der fokalen Therapie bei Prostatakrebs. Die Daten wurden in der höchstdotierten Urologischen Fachzeitschrift publiziert und werden folgend tabellarisch dargestellt (vgl. Studien 4 und 5 weiter unten).
Ablation | Inkontinenz | Erektionsverlust | Harnverhalt | |
---|---|---|---|---|
Kryotherapie | Kälte | 1% | 0-31% | 5% |
HIFU | Hitze | 1% | 0-31% | 5% |
IRE | Elektroporation | 1% | 5-10% | 3% |
Laser | Hitze | 1% | 5% | 1% |
PDT | Vascular targeting | 5% | 2% | 7% |
Brachytherapie | Strahlung | 5% | – | – |
Radikale Prostatektomie | 0-50% | 29-100% | – |
1 Jahr | 3 Jahre | 5 Jahre | |
---|---|---|---|
Keine Metastasen | 99.7% | 99% | 98% |
Krebsspezifisches Überleben | 100 | 100 | 100% |
Gesamtüberleben | 100 | 99 |
99%
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3. Tay KJ, Scheltema MJ, Ahmed HU, et al. Patient selection for prostate focal therapy in the era of active surveillance: an International Delphi Consensus Project. Prostate Cancer Prostatic Dis. 2017;20(3):294-9.
4. van der Poel HG, van den Bergh RCN, Briers E, et al. Focal Therapy in Primary Localised Prostate Cancer: The European Association of Urology Position in 2018. Eur Urol. 2018;74(1):84-91.